Die Zeiten des digitalen Wandels verlangen von den Betriebspartnern tragfähige Lösungen in exorbitant hoher Geschwindigkeit. Immer wieder stehen in diesem Zusammenhang neben Chancen für die Belegschaften auch harte Einschnitte bei der Reorganisation, Kürzungen von betrieblichen Leistungen oder Stellenabbau auf der Agenda des Managements. Im ungünstigsten Fall führen die Entscheidungen der Arbeitgeber zu Betriebsschließungen.
Gerade in solchen Zeiten des Umbruchs nehmen Betriebsräte daher eine wichtigere Rolle ein als jemals zuvor. Idealerweise. Allzu häufig jedoch sieht die Realität noch anders aus. Die Mehrheit derer, die das Ehrenamt „Betriebsrat“ wahrnehmen, um die Interessen der Belegschaft zu vertreten, schöpft ihre Möglichkeiten viel zu selten voll und ganz aus.
Viele Betriebsräte sind zwar gewillt, sich mit Engagement und Tatkraft für ihre Kolleginnen und Kollegen einzusetzen, kennen aber vielleicht die dafür notwendigen Werkzeuge nicht, die ihnen eigentlich zur Verfügung stehen. Oder sie sehen sich durch die Willkür des Arbeitgebers mit einem auf den ersten Blick kaum überwindbaren Gegner konfrontiert und agieren in dieser Position selbst möglicherweise eher reaktiv als proaktiv – eine Haltung, die der Belegschaft in der Regel zum Nachteil gereicht.
Insbesondere frisch gewählten, jungen Betriebsräten fehlt die praktische Erfahrung, weshalb sie mehrheitlich defensiv und vorsichtiger vorgehen. Die Einstellung, „möglichst wenig Lärm zu machen“ und „dem Arbeitgeber nicht auf den Schlips zu treten“, mag für den durchschnittlichen Arbeitnehmer vertretbar sein – als Betriebsrat jedoch ist eine solche Denkweise ungeeignet und sollte schnellstmöglich abgestreift werden. Durch das zunehmende Wissen über die Möglichkeiten schwindet in der Regel die Furcht, dieses Wissen auch anzuwenden.